Maurerin auf Baustelle an einer Baumaschine, lächelt in Kamera
Nina Schneider
In ihrem Beruf als Maurerin ist Maya Scheel selbstbewusst und glücklich – und das möchte sie mit anderen teilen.

Maurerin und Mutmacherin

"Als Maurerin ist man Alleskönnerin und das ist auch das Schöne daran" – so beschreibt Maya Scheel ihren Beruf bei einem Interview mitten auf einer großen Baustelle. Mit Arbeitskleidung, Helm und leuchtend rotem Nagellack blickt die 22-Jährige für die Aufnahme in die Handykamera, lächelt nach jeder Frage selbstbewusst. In einem Bauberuf anzupacken und gleichzeitig Weiblichkeit zu zeigen ist für sie kein Widerspruch: "Ich möchte mehr jungen Mädchen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen. Gerade über den Bau gibt es leider noch viele Vorurteile, dass das nichts für Frauen ist", betont die Maurergesellin aus Burkardroth. Damit aufzuräumen hat sich Maya zum Ziel gesetzt. Denn es sind die gleichen Klischees, mit denen auch sie in ihrem Umfeld zu kämpfen hatte und die sie dazu gebracht haben, eine erste Ausbildung gegen ihre eigenen Wünsche zu wählen.

Der Weg zum Traumberuf

"Ich habe erstmal Vermessungstechnikerin gelernt, aber schnell gemerkt, dass die Arbeit im Büro nichts für mich ist." Ihr sei schon als Kind klar gewesen, dass sie draußen arbeiten wolle. Was genau, das wusste sie erst, als sie das Leben auf der Baustelle kennenlernte: "Der Umgang war so offen und herzlich, da wurde mir klar, dass ich das auch für mich möchte." Vor fast fünf Jahren hat sie deshalb als Bauhelferin bei Glöckle Bau in Schweinfurt angefangen, dem gleichen Unternehmen, bei dem sie nun ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Damals war es für sie ein letzter Test, ob es die richtige Entscheidung ist, langfristig auf die Baustelle zu gehen. Heute ist sie sich da sicher. Sie lächelt und wird dann etwas nachdenklicher: "Ich wünschte, ich hätte mich nicht erst von anderen beeinflussen lassen. Jetzt möchte ich anderen mitgeben, dass sie sich ihre eigene Meinung bilden, Berufe ausprobieren und sich nicht von gesellschaftlichen Standards leiten lassen sollen." Ihr Weg, diese Botschaft weiterzugeben, führt derzeit vor allem über soziale Netzwerke.

Maurerin mit Wasserwaage an einer Wand
Nina Schneider
Die Arbeit im Handwerk authentisch darzustellen ist Maya Scheel sehr wichtig.

Mit Begeisterung inspirieren

Den über 4.000 Menschen, die ihr auf Instagram folgen, zeigt sie, was ihr wichtig ist: Selbstbewusste Fotos, in denen sie wie ein Model posiert, regelmäßige Stories beim Spaziergang mit ihrem Dackel Rambo, aber vor allem ihre Leidenschaft zum Handwerk. Es ist kein perfekt geschliffenes Profil. "Für mich ist es wichtig, authentisch zu sein, damit ich auch ein Vorbild für andere junge Frauen sein kann", erklärt sie. Und das kommt an: „Es passiert inzwischen recht häufig, dass ich angeschrieben und über meinen Beruf befragt werde oder auch, wie man eine Ausbildung oder ein Praktikum bekommt. Vor allem von Mädchen, aber es gab auch schon Jungs, die sich dafür interessiert haben." Vor kurzem wurde Maya Teil des Influencer-Netzwerks der Jugendkampagne des bayerischen Handwerks Macher gesucht!. Ihm gehören junge Handwerkerinnen und Handwerker an, die ihre Social Media-Kanäle nutzen, um für das Handwerk zu werben. Das sei eine große Chance gewesen, noch mehr Menschen zu erreichen und mehr Aufmerksamkeit auf das Bauhandwerk zu lenken, erzählt sie begeistert. Inzwischen hat sie bei einem Netzwerktreffen auch die anderen Mitglieder aus verschiedensten Handwerksberufen kennengelernt und an einer gemeinsamen Aktion mitgearbeitet. Möbel bauen für einen guten Zweck, aus einfachen Materialien – ein Highlight für Maya: "Die Challenge war super, ich konnte neue Arbeiten kennenlernen und mit den anderen Handwerkerinnen und Handwerkern fühlt es sich an wie mit einer kleinen Familie." Eine kleine Familie, mit dem gemeinsamen Ziel, die Leidenschaft fürs Handwerk weiterzugeben.

Mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer offenen charmanten Art kann Maya auch außerhalb der sozialen Medien punkten. Aktuell ist sie eine von sechs Finalistinnen um den Titel Miss Handwerk 2025, der zu Beginn des nächsten Jahres verliehen wird. Ein Sieg bedeutet die Chance, das Handwerk ein Jahr lang bei vielen Veranstaltungen vertreten zu können. "Ich würde gerne stärker ins Bewusstsein rufen, dass ein Beruf im Handwerk Spaß macht und wertvoll ist", beschreibt sie ihr Ziel. Fürs Erste geht es für Maya aber mit der täglichen Arbeit auf der Baustelle weiter. Wobei „Arbeit“ sich für sie nicht immer wie das richtige Wort anhört.  "Wenn man den richtigen Beruf gewählt hat und ihn mit tollen Kollegen macht, dann fühlt es sich manchmal mehr an, wie mit Freunden Zeit zu verbringen", sagt sie.

Influencernetzwerk des bayerischen Handwerks

Insgesamt 14 junge Handwerkerinnen und Handwerker sind Teil des Influencernetzwerks des bayerischen Handwerks. Das Netzwerk ist eine Initiative der Nachwuchskampagne „Macher gesucht!“, die von den bayerischen Handwerkskammern sowie Fachverbänden und Innungen getragen wird. Die Handwerksinfluencer nutzen ihre Reichweite, um in sozialen Netzwerken für Ausbildung und Karriere im Handwerk zu werben. Dabei sind sie authentisch und zeigen auf Augenhöhe, was das Berufsleben im Handwerk ausmacht. Mehr Informationen unter  www.lehrlinge-fuer-bayern.de.